1913 hatte der Eifelverein zu seinem 25. Gründungsjubiläum eine Festschrift herausgegeben, die das gesamte landeskundliche Wissen ihrer Zeit bündelte und damit Maßstäbe setzte. Die Festschrift zum 50. Geburtstag 1938 stellte ein Bekenntnis zum neuen Staat dar, eine kleine Jubiläumsgabe von 1948 ging dazu auf Distanz und besann sich auf die alten Ideale des Vereins. 1973 wurde eine kleine, reich mit Bildmaterial ausgestattete Publikation veröffentlicht. Zur 100-Jahrfeier 1988 entstand unter dem Titel „1888-1988. Die Eifel. Zum 100jährigen Jubiläum des Eifelvereins“ eine umfangreiche Festgabe, zugleich eine Geschichte der Eifel und eine Geschichte des Eifelvereins. Neben kleineren Beiträgen enthält sie eine umfangreiche Geschichte der Region bis zum Jahre 1888 von Dr. Heinz Renn und eine Geschichte des Vereins, die bis zum Ende der Weimarer Republik von Heinz Peter Brogiato und Werner Grasediek mustergültig aufgearbeitet wurde.
25 Jahre später kann ein einzelner Autor weder die Vereinsgeschichte in ihrem zeithistorischen Kontext noch die inzwischen fächerübergreifend erforschte Geschichte der Eifel in einem Band darstellen. Allein schon die 119 Blätter des in den Jahren 1982 bis 2008 erschienen Kartenwerkes „Geschichtlicher Atlas der Rheinlande“ lassen die 2000 Jahre Eifelgeschichte in einem neuen Licht erscheinen.
Aufgrund dieser Überlegungen wurde eine zweibändige Publikation geplant, von der der erste Band den Eifelverein auf seinem Weg durch die Geschichte begleitet. Dabei sollen nicht nur die Institutionen- und Organisationsgeschichte dargestellt werden, sondern auch die wechselnden Ziele des Vereins: Aus einer Interessengemeinschaft zur Förderung einer armen Mittelgebirgsregion wurde ein mitgliederstarker Wander- und Kulturverein, eine Heimatorganisation, eine Bürgerinitiative, die zunehmend auch Aufgaben im Landschafts-, Umwelt- und Denkmalschutz übernahm. Hier stellt die Festschrift zum 125. Gründungsjubiläum einen willkommenen Anlass dafür dar, über die Positionen des Vereins auf seinem Weg ins 21. Jahrhundert nachzudenken.
Auch die Veränderungen in der Wanderkultur sollen in den Blick genommen werden. Längst wird nicht mehr „aufgesessen“ und „abmarschiert“, seit 1907 nimmt man auch Frauen mit, und Wanderhemden gibt es seit einigen Jahre auch ohne Krawatte zu kaufen. Da die Vereinsgeschichte bis 1933 recht gut erforscht ist, setzt die Publikation zwei Schwerpunkte, einmal die Rolle des Eifelvereins im Dritten Reich, dessen Gedankengut in den Vereinspublikationen breiten Raum einnimmt. Ein erfreulicheres Thema ist dagegen die Entwicklung des Eifelvereins nach dem Zweiten Weltkrieg. Unter Dr. Josef Schramm und unter Konrad Schubach konnte er seine Mitgliederzahl verzehnfachen. In der Strukturpolitik, dem Natur- und Landschaftsschutz zweier Bundesländer spielte der gut vernetzte Verein eine bedeutende Rolle. Über die Europäische Vereinigung für Eifel und Ardennen konnte er auch über die Landesgrenze hinaus Initiativen entfalten.
Der zweite Band enthält 16 Beiträge zu einer Landeskunde der Eifel. Sie widmen sich der Geschichte der Region aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Einige versuchen einen zeitlichen Längsschnitt durch die Jahrhunderte, andere gehen der Frage nach, wie sich die Eifel nach dem Zweiten Weltkrieg verändert hat. Thematische Schwerpunkte sind die Geschichte der Kulturlandschaft, Fragen der Identität und Mentalität in Brauchtum und Hausbau, die Geschichte der Burgen und Städte, die Verkehrsgeschichte, die wirtschaftliche Bedeutung von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus sowie die Bevölkerungsentwicklung.
Die beiden mit vielen Abbildungen, Karten und Tabellen ausgestatteten Bände wurden bei der Frühjahrstagung am 4. Mai 2013 in Hillesheim vorgestellt.
Wolfgang Schmid: (Hg.): Festschrift 125 Jahre Eifelverein (1888-2013). Bd. 1: Der Eifelverein auf seinem Weg durch die Geschichte. Bd. 2: Die Eifel – Beiträge zu einer Landeskunde. 2 Bde., Trier 2013